Berlin Calling

Das traumhafte Herbstwetter im September wurde für einen Wochenendtrip nach Berlin genutzt. 2013 besuchte ich die Stadt zuletzt, und gefühlt hat sie sich seitdem verändert. Das kann an mir selbst, oder der Stadt liegen, auffällig ist die schrumpfende Anzahl an (Möchtegern-) Hipstern und die voranschreitende Erneuerung vieler Viertel des Stadtteils Friedrichshain, wo wir nächtigten. Frisch aus dem Boden gestampfte Beton-Komplexe und viele Baustellen zieren die Gegend rund um die East Side Gallery. Nichtsdestotrotz genossen wir den Ausblick aus dem 7. Stock des Hampton Hotels und beobachteten bereits früh morgens zahlreiche Touristen beim Bestaunen und Abfotografieren der Mauer.

Das schöne Wetter motivierte uns, für €12 pro Tag Fahrräder beim Nachbarhotel (Holiday Inn) auszuborgen und damit die Stadt zu erkunden. Unsere Route führt uns von Friedrichshain durch Kreuzberg, Schönberg, Wilmersdorf und Schönefeld nach Grunewald.

Mein persönliches Highlight der Radtour war, als wir zufällig die Speakers Arena bei der denkmalgeschützten Wohnbauanlage „Pallasseum“ in Schönefeld entdeckten. Das Kunstwerk bietet die Möglichkeiten, dass man Sprachbotschaften oder Musik auf einer Skulptur aus Lautsprechern abspielt – der Künstler Maubrey bezeichnet es als „Kunst mit sozialer Interaktion“ – das ist ihm definitiv geglückt.

Gefallen haben mir aber auch die schönen Straßen und Villen in Schönefeld und Grunewald, und der Weg durch das Erholungsgebiet, hinauf auf den aus Weltkriegs-Ruinen-Schutt und Müll künstlich angelegten Teufelsberg. Die frühere Abhöranlage am Teufelsberg hat eine lange Geschichte und sollte Heimat von verschiedensten Institutionen werden, unter anderem einer Universität, werden, wird nun aber seit mehreren Jahren von Künstlern gepachtet und kontinuierlich renoviert. Die Anlage dient als Galerie für Graffiti Künstler, ist ein guter Ort zum Abschalten, beherbergt aber auch einiges an Müll und kostet nebenbei €5 Eintritt. Man trinkt dort übrigens Gösser Radler! (wurde in mehreren Getränkekarten von Berliner Lokalen entdeckt)

Empfehlen kann ich einen Besuch des Deutschen Reichstags. Dort werden unterschiedliche Führungen angeboten, an Wochenenden gibt es leider keine Plenarsitzungen, sondern lediglich Eintritt zur Kuppel, die neben einem tollen Ausblick über Berlin auch einige Infos zur Geschichte und berühmten Gebäuden der Stadt bietet. Kostenlose Tickets kann man entweder früh genug online reservieren, oder last minute in einem kleinen Ticket-Office neben dem Reichstagsgebäude ergattern – hier ist allerdings nicht gegeben, dass man für seinen Wunsch-Tag und Uhrzeit tatsächlich einen Slot bekommt.

Auch das leibliche Wohl darf bei einem Berlin Trip nicht zu kurz kommen – in Kreuzberg findet man allerhand Lokale mit sehr internationaler Küche. Getestet haben wir das Maison Umami: tolles Interior, sehr kurze Wartezeiten, gute indochinesische Küche zu günstigen Preisen. Ins Berghain hab ich es leider auch beim dritten Berlin-Besuch wieder nicht geschafft – zu groß war die Lust tagsüber auf Entdeckungstour zu gehen um dann abends erschöpft ins Bett zu fallen. Vielleicht dann beim nächsten Mal. 🙂

berlin museumsinsel

Ein (perfekter) Tag in Athen

Athen eignet sich hervorragend für einen Zwischenstop von oder zu den griechischen Inseln – man kann in nur einem Tag sehr viel fußläufig erkunden und sich so ein gutes Bild der Stadt machen.

Als Einstieg empfehle ich, an einer kostenlosen Walking Tour teilzunehmen. Dadurch bekommt man eine gute Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten zur weiteren Tagesplanung und im Normalfall viel Insiderwissen und Geheimtipps für Lokale. Unsere Stadtführerin Euphrosyne führte uns vorbei am Monastiraki Flohmarkt (jeden Sonntag) zu den bekanntesten Ausgrabungsstätten Athens: griechische und römische Agora (lt. Wikipedia „der zentrale Fest-, Versammlungs- und Marktplatz einer Stadt“), Hadriansbibliothek, Pnyx Hügel (= Platz für Volksversammlungen) und brachte uns die Geschichte Athens humorvoll näher, sodass man selbst mit geringem Interesse für Geschichte bzw. Mythologie etwas aus ihren Erzählungen mitnahm.

Sie empfahl uns, unbedingt das Akropolis Museum zu besuchen und das Parthenon auf dem Akropolis Hügel (weitläufig als „Akropolis“ bekannt), erst ab 18:00 zu besichtigen, da die Kreuzfahrttouristen die Stadt dann bereits verlassen haben.

Stärken kann man sich anschließend im Savvas, einem netten Lokal im Psyri Viertel. Die Gegend besticht durch Restaurants und Bars, lädt tagsüber für eine kurze Kaffee- oder Esspause und hat sicherlich auch nachts einiges zu bieten. Generell gibt es in Athen unglaublich viele Lokale zu entdecken und wie in vielen südeuropäischen Ländern spielt sich viel auf den Straßen ab – die Stadt lebt. Viele nett aussehende Restaurants in sehr steilen Gässchen mit vielen Treppen findet man im Plaka Viertel (bei Touristen sehr beliebt).

Ein besonderes Highlight war das Thision Open Air Kino. Es werden hauptsächlich Indie-Filme in Originalton mit englischen Untertiteln gezeigt und es gibt viele Katzen, die sich gekonnt durch die Sitzreihen und Beine der Besucher schlängeln – perfekt für ein romantisches Date.

Genächtigt habe ich übrigens im B4B Signature Hotel: ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis, top Service, sehr gutes Frühstück; als Lage für den Tagesplan wäre das Psyri Viertel vermutlich noch geeigneter gewesen, 20 Minuten Fußweg zum Startpunkt der Walking Tour waren aber aushaltbar.

Weitere Eindrücke:

Oslo – wie man es sich (nicht) vorstellt

Von einer Reise geht’s auch schon zur nächsten! Skandinavien stand schon länger auf meiner Reise-Wunschliste, insofern traf sich die Einladung eines in Oslo lebenden Freundes natürlich gut um erste Skandi-Luft außerhalb von IKEA und Möchtegern-Hipster Cafes im Skandi-Stil zu schnuppern.

Mit Norwegian ist man von Wien in 2h 15min am Flughafen Gardermoen, wo uns bereits beim Anflug eine traumhafte Schneelandschaft begrüßte. Innerhalb von 30min kommt man mit dem Zug um etwa €10 ins Zentrum. Die wunderschöne Zugfahrt führte uns durch unberührte, verschneite Felder und Ortschaften. Die Tour hat mir noch mehr Vorgeschmack auf den (gedanklich bereits geplanten) nächsten Norwegenbesuch gemacht, der die 7 stündige Fahrt von Oslo nach Bergen mit dem Zug beinhaltet. Die Zugstrecke soll eine der schönsten Europas sein.

Was uns (schon am Flughafen) aber auch in der Stadt auffiel waren die nicht geräumten Gehsteige, die uns nicht nur einmal ins Schlittern brachten (auch nüchtern!). Es wird nur Kies gestreut, gutes Schuhwerk wird also dringend empfohlen!
Vom vielen Matsch (= Schneemengen + Plusgrade + Regen) ließen wir uns jedoch nicht abhalten, die Stadt zu Fuß zu erkunden – auch im Hinblick auf die Öffi-Preise (etwa €3,70 für ein Einzelticket innerhalb der Kernzone). Unser Hotel befand sich in der Karl Johans Gate, der Haupt-Einkaufsmeile der Stadt. Von dort aus ist man innerhalb weniger Minuten beim Hauptbahnhof und einigen Sehenswürdigkeiten, wie der Oper, dem 22 juli senteret („Breivik Mahnmal„), dem königlichen Schloss, dem Rathaus oder auch der Festung Akershus. Wir entschieden uns für eine 1,5 stündige Führung hinter die Kulissen der Oper und den Besuch des Breivik Mahnmals – beides gefiel mir sehr gut und kann ich definitiv weiterempfehlen. Das Mahnmal existiert noch bis zum Sommer in seiner momentanen Form – direkt im Gebäude, vor dem die Bombe gezündet wurde. Danach wird es an einen neuen Ort übersiedeln.

Empfehlenswert ist auch ein Spaziergang im Frognerpark, der über 200 Statuen des Künstlers Vigeland beherbergt.

Folgende Aktivitäten sind sich dieses mal leider nicht ausgegangen, aber für den nächsten Oslo Besuch im Winter eingeplant:

  • Korketrekkeren: eine Rodelbahn zwischen 2 Metrostationen – man fährt mit der Metro auf den Berg und rodelt von dort runter bis zur nächsten Station
  • Sauna: neben der Oper gibt es öffentliche Saunas von denen man auf den Hafen blickt (Eintritt ca €20) oder auch Saunaboote zum Ausborgen; als Gruppe bestimmt sehr lustig!
  • Holmenkolmen: die Skisprungschanze ist nur unweit von der Stadt entfernt und soll lt. diversen Reiseblogs/-führern auch sehr interessant sein

Restaurant-, Bar- & Hoteltipps

  • Comfort Karl Johan: ein modern eingerichtetes, sehr hippes Hotel mit gutem Preis-/Leistungsverhältnis. Tolle Lage, ausgezeichnetes Frühstücksbuffet, passables Zimmer (nicht besonders groß und recht zweckmäßig eingerichtet), dafür schönes Badezimmer und für die Sportlichen gibt es auch ein Fitnesstudio)
  • HIMKOK: anscheinend die 2. beste Cocktailbar Europas mit hauseigener Destillerie; 1A Drinks! (Cocktails kosten ca €13)
  • typisch norwegische Speisen die man probieren sollte: Pinnekjøtt (gepökelte Lammrippen) mit gekochten Kartoffeln wurde uns von unserem Gastgeber serviert, als Pescetarierin bekam ich alternativ ein gedämpftes Lachsfilet (geschmacklich kannte ich keinen Unterschied zum Lachs den man hierzuladen serviert bekommt – gut war er allemal); zum Frühstück gabs unter anderem frisches (dunkles sowie helles) Brot mit Braunkäse, der seine Farbe und die Karamellnote durch das Karamellisieren des Milchzuckers erreicht;

Fazit

  • auffällig waren die ungeräumten Gehsteige, teilweise in furchtbarem (Oslo unwürdigem) Zustand – wettermempfindlichen Reisenden empfehle ich, die Stadt zu einer weniger feuchten Jahreszeit zu besuchen
  • Oslo ist zwar weniger teuer als erwartet (etwa 1,5 facher Preis für Hotels/Restaurants/Eintritte etc verglichen mit Wien), einzig Bier ist selbst im Supermarkt eine ziemlich kostspielige Angelegenheit (Dose ab 25kr)
  • sämtliche Restaurants/Cafes/Bars boten gutes Essen und vernünftige Portionsgrößen von denen man auch satt wurde
  • 2 Tage sind ausreichend um die wichtigsten Touristenattraktionen zu erleben
  • beim nächsten Mal Badekleidung einpacken, um die Sauna(boote) testen zu können und danach evtl auch in die Nordsee zu springen
  • bei genügend Schnee unbedingt die Rodelbahn (Korketteren) testen, sowie die Skisprungschanz am Holmenkolmen besichtigen